KNIE - KREUZBÄNDER

Was sind die Kreuzbänder?                                            

Jedes Knie verfügt über ein vorderes und ein hinteres Kreuzband.

Sie verhindern hauptsächlich ein Verschieben des Schienbeinkopfes nach vorne (vorderes Kreuzband) bzw. nach hinten (hinteres Kreuzband).

VORDERES KREUZBAND

Wann reißt das vordere Kreuzband?

Riss des vorderen Kreuzbandes (Bild: Arthrex Austria GmbH)

Typischerweise reißt das vordere Kreuzband durch abrupte Drehbewegungen in Verbindung mit Varus- oder Valgusstress (O- oder X-Bein Belastung), bei zu starker plötzlicher Überstreckung oder maximaler Beugung des Kniegelenkes.

Alle Ballsportarten und Skifahren bergen das höchste Verletzungsrisiko.

Kombinationsverletzungen mit den Seitenbändern und/oder Menisci („unhappy triad“) sind möglich und verschlechtern die Prognose.

Welche Folgen sind möglich?

Eine unbehandelte Instabilität des Kniegelenkes führt zu sekundären Meniskusrupturen und zu einer progredienten Knorpelabnützung.

Welche Symptome macht ein Riss des vorderen Kreuzbandes?

Eine akute Bandverletzung verursacht in der Regel einen plötzlichen, starken Schmerz, der langsam wieder abklingt. Zumeist kommt es durch die Einblutung zu einer Schwellung und einem Gelenkserguss, der einerseits die Beweglichkeit und andererseits auch die klinische Diagnostik erschwert.

Nach Abklingen der Akutsymptome verbleibt häufig eine Instabilität des Schienbeinkopfes nach vorne (giving way), die vor allem beim Treppensteigen oder bei sportlicher Betätigung verspürt wird.

Wie diagnostiziert man einen vorderen Kreuzbandriss?

MR Bild Institut Dr. Rachinger: vorderer Kreuzbandriss

Ein Kniegelenksröntgen wird gemacht, um knöcherne Begleitverletzungen auszuschließen. Wird ein größerer Gelenkserguss punktiert, so ist dieser blutig ohne Fettaugen.

Klinisch hat der Patient eine vermehrte vordere Schublade ohne festen Anschlag.

In einer MRT Untersuchung lässt sich der Kreuzbandriss direkt nachweisen. Beweisend sind auch die begleitenden typischen Knochenprellungsherde an der äußern Oberschenkelrolle und am äußeren hinteren Schienbeinkopf. Begleitverletzungen am Meniskus, Knorpel oder den Seitenbändern können zusätzlich dargestellt werden.

Bei chronischen Lockerungen können gehaltene Aufnahmen in vorderer Schublade einen Hinweis auf das Ausmaß der Instabilität liefern.

Wie sieht die Erstbehandlung aus?

Die Erstbehandlung sollte nach der PECH-Regel (Pause, Eis, Compression, Hochlagern) erfolgen. Entzündungshemmende Medikamente werden verschrieben.

Eine Schienenbehandlung ist bei isolierten vorderen Kreuzbandrissen nicht unbedingt erforderlich, allerdings sollte ein Kniestrumpf oder Tape getragen werden, um die Koordination zu verbessern.

Bei einer relevanten Kombinationsverletzungen mit dem Innenband ist eine Orthese (äußere Schiene) für 6 Wochen erforderlich. Diese sollte immer getragen werden, um eine gute Heilung des Seitenbandes zu erreichen.

Eine Physiotherapie mit abschwellenden Maßnahmen, Bewegungsübungen, Muskelaufbau und Gleichgewichtsübungen sollte gemacht werden.

MR Bild Institut Dr. Rachinger: typische Knochenprellungsherde bei Riß des vorderen Kreuzbandes

Das Einspritzen von thrombozytenreichem Plasma (ACP) kann evtl. die Heilungschance verbessern.

Wer soll operiert werden?

Da eine verbleibende Instabilität, vor allem bei hohem Aktivitätsniveau zu einer frühzeitigen Arthrose des Kniegelenkes führt, sollten Kinder und Jugendliche operativ versorgt werden.

Auch Leistungssportler und Turniertänzer benötigen eine vordere Kreuzbandplastik.

Last but not least muss jedem, der eine Instabilität des Kniegelenkes bemerkt zu einer Operation geraten werden.

Wann sollte operiert werden?

Entweder innerhalb der ersten 48 Stunden, oder nach Abklingen der Akutsymptomatik (Schwellung, Schmerz, Bewegungseinschränkung) zumeist ab der 4. -6. Woche.

Eine spätere, individuelle Terminvereinbarung ist immer möglich.

Arthroskopiebild eines 6 Wochen alten Kreuzbandstumpfes

Wann kann das vordere Kreuzband wieder angenäht werden?

Eine kreuzbanderhaltende Operation kann durchgeführt werden, wenn das vordere Kreuzband

nahe am Oberschenkelknochen abgerissen, oder der Schlauch in dem sich das vordere Kreuzband befindet, erhalten geblieben ist. In diesen Fällen wird es am Ursprungsort wieder befestigt (Internal Brace) oder durch Mikrofrakturierung (Aufmeißeln) des Knochens zur Vernarbung angeregt.

Eine kreuzbanderhaltende Versorgung ist nur innerhalb von drei Wochen nach dem Unfall sinnvoll, da sich das gerissene Kreuzband sonst bereits zu stark verkürzt hat.

Wie wird eine vordere Kreuzbandplastik gemacht?

Beim Kreuzbandersatz wird das gerissene vordere Kreuzband entfernt und durch eine körpereigene Sehne (Semitendinosussehne, Patellasehne oder Quadrizepssehne) ersetzt.

Vordere Kreuzbandplastik (Bild: Arthrex Austria GmbH)

Die Sehnen werden über Bohrungen im Oberschenkel und am Schienbeinkopf ins Gelenk eingezogen und mit kleinen Metallplättchen oder resorbierbaren Schrauben befestigt.

Der Eingriff wird arthroskopisch minimal invasiv durchgeführt.

Wie sieht die Nachbehandlung nach einer vorderen Kreuzbandplastik aus?

Für die ersten 4 Wochen tragen sie eine Schiene, die ihnen eine freie Streckung, aber nur eine Beugung bis 90 Grad erlaubt. Bei isolierten vorderen Kreuzbandrissen können sie die Schiene über Nacht und zur Physiotherapie abnehmen. Ist ein Seitenband mitgerissen oder wurde der Meniskus genäht, sollten sie die Schiene für 6 Wochen dauernd tragen.

Mit einer Physiotherapie und Lymphdrainage wird bereits unmittelbar nach der Operation begonnen. Diese muss nach der Entlassung (am 3.- 4. Tag nach der Operation) ambulant fortgeführt werden. Es empfiehlt sich eine entsprechende Terminvereinbarung mit ihrem Physiotherapeuten bereits vor der operativen Versorgung.

Postoperativ erfolgt die Mobilisierung an 2 Unterarmstützkrücken bis ihnen ihr Therapeut ein normales Gangbild attestiert. Eine Vollbelastung ist, sofern keine Meniskusnaht erforderlich war, erlaubt. Die ambulante Physiotherapie mit Bewegungsübungen, Muskelaufbau und Koordinationstraining wird für etwa 6 - 9 Monate erforderlich sein. Eine volle Sportfähigkeit erfordert eine zumindest 85 prozentige Leistungsfähigkeit im Vergleich zur unverletzten Seite.

HINTERES KREUZBAND

Wann reißt das hintere Kreuzband?

Riss des hinteren Kreuzbandes (Bild: Arthrex Austria GmbH)

Typischerweise reißt das hintere Kreuzband bei einem direkten Anprall von vorne auf den Schienbeinkopf (Verkehrsunfall – Dashboard Verletzung, Kontaktsportarten).

Verletzungen des hinteren Kreuzbandes sind im Vergleich denen des vorderen Kreuzbandes relativ selten und werden leider häufig übersehen.

Welche Folgen sind möglich?

Zumeist kommt es bei hinteren Kreuzbandrissen nur zu einer langsam fortschreitenden Abnützung vor allem hinter der Kniescheibe. 

Welche Symptome macht ein Riss des hinteren Kreuzbandes?

Eine akute Bandverletzung verursacht in der Regel einen plötzlichen, starken Schmerz, der langsam wieder abklingt. Zumeist kommt es durch die Einblutung zu einer Schwellung und einem Gelenkserguss, der die Beweglichkeit einschränkt.

Nach Abklingen der Akutsymptome verbleibt häufig eine Instabilität des Schienbeinkopfes nach hinten, die aber nur bei ausgeprägter Instabilität beim Abwärtsgehen über eine Rampe bemerkt wird.

Wie diagnostiziert man einen hinteren Kreuzbandriss?

Ein Kniegelenksröntgen wird gemacht, um knöcherne Begleitverletzungen auszuschließen. Wird ein größerer Gelenkserguss punktiert, so ist dieser blutig ohne Fettaugen.

Klinisch hat der Patient eine vermehrte hinter Schublade ohne festen Anschlag. Der Schienbeinkopf sackt nach hinten ab.

In einer MRT Untersuchung lässt sich der Kreuzbandriss direkt nachweisen. Allerdings können Teilrupturen leicht übersehen und in ihrer Schwere missinterpretiert werden.

Knochenprellungsherde kommen nicht so häufig vor wie bei Verletzungen des vorderen Kreuzbandes und sind typischerweise an der Schienbeinvorderkante lokalisiert. Zusatzverletzungen am Meniskus, Knorpel oder den Seitenbändern werden im MR mit dargestellt.

Gehaltene Aufnahmen in hinterer Schublade können zusätzlich einen Hinweis auf das Ausmaß der Instabilität liefern.

Wie sieht die Erstbehandlung aus?

Die Erstbehandlung sollte nach der PECH-Regel (Pause, Eis, Compression, Hochlagern) erfolgen. Entzündungshemmende Medikamente werden verschrieben.

Bei gesicherter Diagnose und konservativer Behandlung muss so rasch wie möglich eine spezielle Knieschiene mit dynamischem Vorschub des Schienbeinkopfes angepasst werden. Diese muss für 8 Wochen andauernd getragen werden. Ab der 3. Woche können

physiotherapeutische Übungen aus der Bauchlage heraus gemacht werden. Zusätzlich wird unterstützend die Muskulatur elektrische stimuliert.

Wer soll operiert werden?

Eine operative Therapie ist meist nur dann notwendig, wenn neben dem HKB auch noch andere Strukturen verletzt sind.

Auch eine ausgeprägte chronische Instabilität nach primär übersehenen oder nicht adäquat behandelten hinteren Kreuzbandverletzungen sollten operativ versorgt werden.

Wann sollte operiert werden?

Bei Kombinationsverletzungen sofort, ansonsten elektiv nach gescheiterter konservativer Behandlung.

Die meisten hinteren Kreuzbandrisse werden konservativ ausbehandelt.

Wie wird eine hintere Kreuzbandplastik gemacht?

Hintere Kreuzbandplastik (Bild: Arthrex Austria GmbH)

Der operative Aufwand ist deutlich grösser und komplizierter als bei einer vorderen Kreuzbandplastik.

Beim Kreuzbandersatz wird das gerissene hintere Kreuzband entfernt und durch eine körpereigene Sehne (Semitendinosussehne oder Quadrizepssehne), meist durch kräftiges Fadenmaterial verstärkt, ersetzt.

Die Sehnen werden über Bohrungen im Oberschenkel und am Schienbeinkopf ins Gelenk eingezogen und mit kleinen Metallplättchen oder resorbierbaren Schrauben befestigt.

Der Eingriff wird arthroskopisch minimal invasiv oder in offener Technik über die Kniekehle durchgeführt.

Wie sieht die Nachbehandlung nach einer hintere Kreuzbandplastik aus?

Die Nachbehandlung ist im Gegensatz zur vorderen Kreuzbandrekonstruktion sehr zurückhaltend. Wie bei der konservativen Therapie wird eine Knieschiene mit dynamischem Vorschub des Schienbeinkopfes angepasst. Diese muss für 8 Wochen andauernd getragen werden. Ab der 3. Woche können physiotherapeutische Übungen aus der Bauchlage heraus gemacht werden. Zusätzlich wird unterstützend die Muskulatur elektrische stimuliert.