HALLUX RIGIDUS
Was ist ein Hallux rigidus?
Darunter versteht man eine schmerzhafte Bewegungseinschränkung des Großzehengrundgelenks bedingt durch eine Arthrose zwischen dem 1. Mittelfußknochen und dem Grundglied der Großzehe.
Was kann die Ursache für die Arthrose sein?
Als Ursache kommen Verletzungen mit Gelenksbeteiligung, Probleme mit unpassendem Schuhwerk, eine genetische Veranlagung, Stoffwechselerkrankungen (v.a. Gicht), Übergewicht, sowie Fußdeformitäten wie der Plattfuß und eine Überlänge des 1. Mittelfußknochens in Frage.
Welche Symptome macht die Abnützung
Grad I: Der Patient klagt über diffuse Schmerzen bei Abrollbewegungen nach längerer Belastung. Es kommt zu einer lokalen Gelenksschwellung.
Grad II: Knochenneubildungen entstehen streckseitig am 1. Mittelfußköpfchen mit einer weiteren schmerzhaften Reduktion des Bewegungsumfanges.
Grad III zeigt sich das Vollbild einer Arthrose des Großzehengrundgelenkes. Die Beweglichkeit ist auf schmerzhafte Wackelbewegungen eingeschränkt. Beim Abrollen kommt es deshalb zum Ausweichen über den Fußaußenrand mit einer entsprechenden Überlastung. Es treten vermehrt Druckstellen durch den Schuh auf.
Wie diagnostiziert man einen Hallux rigidus?
Neben der klinischen Untersuchung wird eine Röntgenuntersuchung in 2 Ebenen gemacht:
Grad 1: Minimale Verringerung des Gelenkspaltes, Verringerung der Konvexität Gelenks.
Grad 2: Weitere Verschmälerung des Gelenkspaltes mit Abflachung des Gelenks, Knochenanbauten (v.a. streckseitig), Vergrößerung der Sesambeine.
Grad 3: Komplettes Verschwinden des Gelenkspaltes, Zytenbildungen, Verbreiterungen der Knochen durch die weitere Zunahme der Verknöcherungen bis hin zur vollständigen Versteifung.
Welche konservativen Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Einlagen mit Rigidusfeder oder mit carbon- oder glasfaserverstärktem Vorfußbereich können das Grundgelenk entlasten und die Schmerzen reduzieren.
Wegen der schmerzhaft eingeschränkte Großzehengrundgelenksbeweglichkeit werden Schuhe mit fester Sohle und einer zusätzlichen Abrollhilfe (Ballenrolle) verordnet.
Auf das Tragen hoher Absätze sollte verzichtet werden.
Bei einer aktivierten Arthrose (akute Entzündung des Grundgelenkes) sollten entzündungshemmende Medikamente eingenommen und lokal aufgetragen werden. Auch Ätherische Ölmischungen haben sich bewährt.
Physikalische Anwendungen wie Kryotherapie (Eis), Ultraschall oder Iontophorese und Physiotherapie mit Fußgymnastik und Massagen werden empfohlen.
1-3 lokale Injektionen mit Kortison können die Beschwerden vorübergehend zum Verschwinden bringen. Auch Hyaluronsäure- und homöopathische Injektionen sind möglich. Eigenblutinjektionen (ACP) können bei frühen Stadien die Beschwerden lindern.
Welche operativen Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
In Frühstadien ist ein gelenkerhaltender Eingriff möglich:
Bei der Cheilektomie werden die knöcherne Anbauten an der Streckseite des Mittelfußköpfchens abgetragen, wodurch eine Verbesserung der Streckfähigkeit im Grundgelenk und eine bessere Passform im Schuh erreicht wird. Da sich nach einer Cheilektomie der Knorpelverschleiß aber fortsetzt, kann man nur eine vorübergehende (- ca. 5 Jahre) Besserung der Beschwerden erwarten.
Ist die Arthrose weit fortgeschritten, so stehen verschiedene nicht gelenkerhaltende Operationsmethoden zur Verfügung:
Bei der Resektionsarthroplastik nach Keller-Brandes wird die Basis der Grundphalanx reseziert wird. Da dabei der Ansatz des kurzen Großzehenbeugers entfernt wird, kommt es zu einer Verminderung der Beugekraft der Großzehe während des Abrollens.
Arthrodese (Versteifung) des Großzehengrundgelenkes mit Fixation durch Schrauben oder einer Platte. Um ein gutes, Ergebnis zu erzielen, muss das Großzehengelenk in einem Winkel versteift von 15°-30° nach oben und etwa 15° valgus (nach außen) versteift sein. Es besteht ein gewisses Risiko, dass sich die Versteifung knöchern nicht durchbaut und eine schmerzhafte Pseudarthrose (Falschgelenk) entsteht. Durch die stärkere Belastung der benachbarten Mittelfußknochen kann es zu einer Metatarsalgie kommen. Das Tragen hoher Absätze ist nicht mehr möglich.
Postoperativ erfolgt die Mobilisierung mit einem Vorfußentlastungsschuh für 6 Wochen. Nach einer knöcherner Durchbauung werden flache Schuhe mit versteiften Einlagen für 3 Monate verschrieben.
Bei einer Teilprothese wird nur eine der beiden Gelenkflächen mit einer Prothese versorgt. Gerade bei weiblichen Patienten besteht die Einschränkung, dass bei einer Arthrodese Schuhe mit hohen Absätzen nicht mehr getragen werden können. Im Gegensatz dazu bleibt bei bei einer Hemiprothese die Beweglichkeit im Gelenk erhalten.
Beim Ersatz mit einer HemiCAP wird die Oberfläche aufgebohrt und durch eine Edelstahlkappe ersetzt, die mit einer grossen Titanschraube im Mittelfussknochen verankert wird. Sie besteht aus zwei Komponenten; einer konischen Fixationsschraube, die mit einem Innenkonus versehen ist und einem Implantat, an dem sich ein Außenkonus befindet. Beide Komponenten werden im Sinne einer Kaltverschweißung so miteinander verbunden, sodass eine sichere Primärstabilität erreicht wird.
Unmittelbar nach der Operation kann mit einem Schuh mit harter Sohle voll belastet werden. Dieser wird für 2 Wochen getragen. Mit aktiver und passiver Mobilisation der Grosszehen-Grundgelenkes soll sofort begonnen werden..
Am Großzehengrundgelenk haben sich Totalendoprothesen wegen häufiger Lockerungen bislang nicht bewährt.